2016/08/26

"...drum bleib i koa bauernknecht mehr!" - oberbairische songs und instrumentalmusiken von 1837 und 1920

emanzipation: sich aus den händen der anderen begeben: zuhören zwar, aber nicht gehorchen: die eigenen bedürfnisse nicht als ausfluss fremder bedarfserhebungen erleben: der bairische individualanarchismus als unabhängender prägungsstrang der potentiellen selbstwahrnehmung und der daraus folgenden fröhlichen unsicherheit in der nichthierarchischen strukturlosigkeit des alltäglichen lebens in einer herrschafts-, aber nicht regellosen zukunft mit unabhängig ausgehandelten punktuellen bündnissen.
hier sind texte aus den frühen freien befreiten sich selbst befreienden 20er-jahren des letzten jahrhunderts verwoben mit der instrumentalmusik des thomas berger aus tittmonning von 1837, in denen und in der eben jener begriff der "emanzipation" spürbar wird; die nicht mehr herrschende musik ist nicht mehr die musik der herrschenden; und wenn sich der klang der musik ins neue unerhörte verschiebt, dann wackeln die mauern der städte und dörfer, und babylon wird den schrott der tage hinwegfegen ins offene meer, und über die zu hohen berge hinaus.
in diesen songs als wurde die kleinkinderdialektik (und da ist eine der wenigen wahren) für die beteiligten menschen sinnlich spürbar, verständlich (und das heisst: verständlich), und in aller ungewissheit die zukunft prägend. und auch wenn diese musiken inzwischen als begleitklang der wetterbilder des bairischen fernsehens vor sich hin schlummern, so ist ihr revolutionäres potential (im sinne der umwertung, nicht der simplen umkehrung) noch lange nicht erschöpft. 

die hier beteiligten musiker sind sich der widersprüchlichkeiten durchaus bewusst; dadurch kommt es nicht zur verschiebung dieser musik ins volkstümliche. die publikationen des archivs oberbayerischer volksmusik tragen zumeist zumindest einen aufrührerischen funken, oft genug aber auch den gedanken der selbständigen emanzipation in sich; das ist wohltuend und unterstützenswert. einem automatisierten geschichtsoptimismus wird hier im übrigen nicht das wort geredet; jede einzelne entscheidung ist ganz offensichtlich die entscheidung eines einzelnen (zum teil auch sehr gerne vereinzelten) individuums.
zum download also gibt es alle auf der cd versammelten klänge (diese sind im übrigen gemeinfrei und ohne copyright; keiner der beteiligten musiker gehört der gema an; alles wird gerne und mit allen geteilt), dazu einen relativ schlechten scan der beigefügten bilder und texte; lesbar und goutierbar bleibt das aber allemal. weiterführende bilder und texte sind also in der komprimierten download-datei zu finden; einige bilder und klänge gibt es wie gewohnt hier in diesem blog in diesem post.

(mp3 / all scans (dreissig seiten oder so) included / direct download)

listen directly zu zwei von die stücke; das ist der ländler von stück acht und ist der ländler von stück 33; was die wollensollen steht im text von die 30-seiten-booklet welchselbiges ist included dem oben erwähnten download. the rest is up to you, the rest, die ruhe, sozusagen, haha...


1 Kommentar:

  1. Mernschen, die "drum bleib i koa bauernknecht mehr" hören, hören auch "Bairisches Spektaculum" feat. Waakirchner Sänger "Kneißl Lied", Krauden Sepp "Freunderl, Kennst Du Das Haus" und Pongauer Viergesang Windhofer-Dengg "Der Meineidige Bauer": http://brotbeutel.blogspot.de/2016/07/bairisches-spektaculum.html

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