was wir heute-hier in grauenhafter klangqualität uns anhören, ist eine sendung von s2 kultur aus den frühen neunzigern des letzten jahrhunderts des letzten jahrtausends; ursprünglich wurde diese diskussion 1969 vom hessischen rundfunk gesendet, und irgendwann in den neunzigern wurde sie von paul fiebig für die sendung "musikliterarisches studio" auf s2 kultur wiederentdeckt, restauriert, mit musikbeispielen angereichert, und behutsam redigiert.
wir hören also dieter schnebel, hans g. helms, ludwig finscher und theodor w. adorno in einem theoriezentrierten gespräch über die gesellschaftliche relevanz von musik, und speziell über die relevanz der "neuen musik", deren relevanz für die umwälzung gesellschaftlicher prozesse, und deren rolle als antezepatorin der neuen gesellschaft (sowohl in der auswahl der produktionsmittel, als auch in der eutopistischen vorschau kommender gesellschaftlicher binnen- und aussenverhältnisse) damals leidenschaftlich umstritten war; heutzutage interessiert diese art der analytischen und ins jenseits der herrschenden verhältnisse weisenden diskussion keine sau mehr. die sau wird entweder nach kurzer qualmast als leberwurst oder kloreinigerbürste verwertet, oder sie erlebt als glückbringendes marzipanschweinchen ihre kurzlebige wiedergeburt. anyway; sie ist tot und süss und harmlos und tot.
dem war damals nicht so; und die diskussion über stockhausen musste nicht zwangsläufig die antisemitische version der diskussion über den besitz der banken und den besitz der weltherrschaft beinhalten; geblieben ist also ein stumpfer anti-intellektualismus, der zu blöde ist, sich überhaupt nachvollziehbar und halbwegs sinnvoll zu artikulieren. die okkupierung der hashtags im neuen schlagwortismus ersetzt die einverleibung der kritischen analyse, der zerrnerv-ende hinüberwegschwall des kunstsprechs, und die vernissagen- und uraufführungsbesessenheit ersetzen die intensive und geistvereinnahmende annäherung an die inhalte. und natürlich ist dieses-mein drüberherschwafeln exakt das, was es kritisiert und verdammt. sehr schön.
wir hören also jetzt knapp achtzig minuten dieses gespräches der vier erwähnten herren; die aufnahme habe ich im nachlass des stuttgarter postfluxuskünstlers albrecht/d. gefunden und nur marginal bearbeitet. der abrupte, unvermittelte beginn der aufnahme ist dem zustand des originalbandes geschuldet. beat your bbrains out.
(mp3; anhören linksklick; speichern rechtsklick, die bilder nicht vergessen; alles ohne werbung. interessant übrigens, dass albrecht/d. auf der kassette nur helms und adorno vermerkt hat, schnebel und finscher nicht)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen